Die Eckdaten sind schnell zusammengefasst: Am 4. April hat der umtriebige Tech-Unternehmer Elon Musk Twitter für knapp 2,9 Milliarden Dollar gekauft. Dafür erhielt er laut den Börsendokumenten 73,5 Millionen Twitter-Aktien, was einem Anteil von 9,2 Prozent an der Twitter Inc., dem legendären Kurznachrichtendienst aus San Francisco, entspricht. Im Anschluss hat er sich selbst zum CEO und zum Verwaltungsratspräsidenten erklärt. Zuvor hatte er angekündigt, „Meinungsvielfalt“ auf der Plattform auszuweiten und möglicherweise einige „lebenslängliche Sperren“, wie jene des ehemaligen US-Präsidenten, zu überdenken. Einige feiern den Milliardär dafür als Heiland der ‚wahren Liberalen‘ und Retter der freien Meinungsäusserung im Word Wide Web und das neue Twitter als „Markplatz der Debatte“. Andere wiederum verdammen ihn nicht nur zum Totengräber des blauen Vogels, sondern auch jeglicher Fortschritte, die die Regulierung und Etablierung von Rechtssicherheit im digitalen Raum in den vergangen Jahren gemacht habe. Für viele scheint der Abstieg Twitters zu einer „gesetzesfreien Höllenlandschaft“, in der insbesondere Rassisten und Verschwörungstheoretiker regieren, nicht mehr weit.
Damit hat Elon Musk mit dem Erwerb von Twitter nicht nur seine eigene, ganz simple Antwort auf eine entscheidende Frage präsentiert: Wie viel Debatte verträgt die Demokratie? Er hat auch die Debatte um den schwierigen Tanz zwischen Meinung und Polemik wieder zurück auf die oberen Ränge des globalen Diskurses gebracht.
Musk: Eine irrationale Rationalität
Ähnlich wie die Enden des Diskurses pendelt auch der Geschäftsmann zwischen den Extremen. Durch Ideale getriebener Visionär einerseits, rücksichtsloses Dealmaker andererseits. Gerade durch und in Widersprüchen scheint Musk Fortschritte zu machen. Hat er erst einen Plan gefasst, lässt er sich nicht aufhalten. Auch mit seiner jüngsten Übernahme von Twitter scheint sich dieser Trend vorerst fortzusetzen. Eine Schlammschlacht mit der Öffentlichkeit und Teilen des (nun ehemaligen) Topmanagements von Twitter, das die geneigte Followerschaft plattformübergreifend unterhielt und Investoren schlaflose Nächste kostete, darf der 51-jährige Südafrikaner neben dem größten E-Autobauer, einer Raketenfirma und einem Bohr-Unternehmen nun also auch eines der einflussreichsten Sozialen Netzwerke sein Eigen nennen. Und er bringt viele Ideen und Pläne mit – nebst einem Waschbecken. So soll es den berühmt-berüchtigten Bots an den Kragen gehen, die Moderation stark reduziert und der blaue Haken monetarisiert werden. Jede dieser Maßnahmen könnte die Verluste schreibende Twitter Inc. näher an die Gewinnzone führen, oder, wie die Kritiker befürchten, eben jene Meinungsfreiheit, als deren Verteidiger sich Musk inszeniert, vernichten und nebenbei auch den Mikroblogging-Dienst selbst in den Ruin treiben. Doch: Nicht gegen jede Art der Inhalte-Moderation sei er, so Musk. Es solle lediglich sichergestellt werden, dass Nutzer im Rahmen des Legalen frei ihre Meinung äußern können.
Wieso überhaupt Twitter?
Obwohl Twitter kommerziell bislang wenig erfolgreich war, gilt es dennoch als eine der wichtigsten Plattformen für den öffentlichen Diskurs. Kein anderes Medium vereint Spitzenpolitiker, Prominente, Wissenschaftler, Firmen und Aktivisten derart auf Augenhöhe mit den politisch und gesellschaftlich Interessierten weltweit. In Echtzeit können Perspektiven und Fakten ausgetauscht, Neuigkeiten verbreitet und wichtige gesellschaftliche und politische Themen diskutiert werden – all das in kürzester Zeit und innerhalb eines Netzwerkes aus tausenden von Nutzern. Im Internet bisher einzigartig sind tatsächlich besonders die twittereigenen Vernetzungsmöglichkeiten: Die Begrenzung der Beiträge auf wenige Worte sorgt dafür, dass die Inhalte zumeist präzise und leicht verdaulich sind. Gemeinsam mit der rasanten Verbreitung von Information entsteht so ein niederschwelliger, interaktiver Diskurs, in dem auch jene Stimmen gehört werden, die anderswo eher untergehen. Wissen wird also nicht nur zugänglicher, sondern auch vielfältiger. Außerdem wird es dezentraler: Einzelne Personen oder Institutionen bestimmen nicht mehr von oben herab, was gewusst und worüber gesprochen wird. Diskurs ist stattdessen, was immer die breite Masse der Nutzer beschäftigt. Sogar zentrale Machtstrukturen können somit, zumindest ein Stück weit, umgangen und unterlaufen werden, beispielsweise, wenn Minderheiten oder Aktivsten die Plattform nutzen, um eine Perspektive zu kommunizieren, über die so nicht berichtet wird. Wichtige Themen können vor dem Vergessenwerden bewahrt und Einblicke in komplexe gesellschaftliche Realitäten gewährt werden. Das funktioniert zum Beispiel aktuell für die Proteste im Iran: Täglich veröffentlichte neue Videos zeigen mutige Akte des Widerstandes, klären auf, und verbinden Aktivisten untereinander. Lesen und kommentieren kann diese Inhalte letztlich jeder, der auch einen Account hat. Insofern bildet Twitter durchaus ein modernes Äquivalent zu den Salons und Kaffeehäusern des 18. Jahrhunderts: eine Art Forum Romanum der Neuzeit.
Ist das Meinung oder kann das weg?
Die Gretchenfrage, wie viel Meinungsfreiheit nun überhaupt möglich ist und was letztlich unter den Oberbegriff fällt, stellt sich allerdings schon viel länger und hat nicht zuletzt auch in den Pandemiejahren weiter an Bedeutung gewonnen – gerade auch auf Twitter: Die Plattform hatte bisher strengere Moderationsregeln als gesetzlich vorgeschrieben. So wurden Nutzerinnen und Nutzer, die Verschwörungstheorien und Falschnachrichten verbreiteten, konsequent blockiert oder gekennzeichnet. Das Problem: Nicht immer lassen sich Fakten und Meinungen klar trennen. Was auf den ersten Blick simpel und einfach scheint, erweist sich in der Realität nicht selten als komplexe Einzelfallprüfung. Oft verschwimmen die Grenzen auch – wenn nicht tatsächlich, dann zumindest in den Köpfen all jener, die sich in der Vergangenheit immer wieder übergangen und ungehört gefühlt haben. Das ist besonderes bei jenen der Fall, die sich in einem, vermeintlich, tendenziell progressiveren Diskurs nicht wiederfinden. Twitter-Kritiker, zu denen Musk selbst auch zählte, sahen daher den freien demokratischen Diskurs durch die strikte Moderation von Inhalten gar bedroht: Konservative Ideen würden unterdrückt, progressive Meinungen indes bevorzugt. Radikale Meinungsfreiheit, in der nichts mehr unsagbar sein sollte, gilt in diesen Kreisen als Lösung. Nur indem Ansichten der ständigen Herausforderung durch gegensätzliche Perspektiven ausgesetzt seien, könne ein Abdriften zu extremeren Polen verhindert und das diskursive Gleichgewicht gewahrt werden. Aus diesem Grund rief Musk auch erst kürzlich anlässlich der amerikanischen Midterm-Wahlen dazu auf, für die Republikaner zu stimmen – um einen Ausgleich zum demokratischen Präsidenten zu schaffen. Schwierig ist hierbei für Skeptiker allerdings nicht das Anbringen gegensätzlicher oder kritischer Argumente, sondern eine unscharfe Trennung zwischen Meinung und Polemik. Wo hört ein vertretbarer Standpunkt auf und wo beginnen Rassismus, Sexismus oder Homophobie? Wer entscheidet das? Und: Müssen solche Ansichten, die selbst den Prinzipien demokratischer Wertegemeinschaften widersprechen, wirklich noch gehört werden? Muss eine Demokratie so etwas aushalten? Oder riskiert sie so ihre eigene Abschaffung, ganz gemäß dem Paradox der Toleranz nach Karl Popper?Brisante Fragen – besonders in einer Gesellschaft, die mit ihren verhärteten diskursiven Fronten ohnehin schon dazu neigt, nuancierte Sichtweisen zugunsten einfacher Lösungen zunehmend aufzugeben.
Musks Twitter als Gefahr für die Demokratie : eine begründete Sorge?
Welchen Effekt die Übernahme von Twitter durch Musk haben wird, lässt sich aktuell noch nicht absehen. Innerhalb der ersten Tage fiel die Plattform zwar durch den stark zugenommenen Gebrauch von rassistischen Beleidigungen auf, als einige Befürworter des musk‘schen Modells ihre neuen Grenzen austesteten. Allerdings erließ der „Chief Twit“, wie Musk sich selbst nennt, in einigen Mitteilungen schnell Dekret-ähnliche, noch wenig durchdacht wirkende neue Regeln – wohl in Reaktion auf einzelne unerwartete Nebenwirkungen und Missbräuche der neugewonnenen ‚Freiheit‘. So müssen beispielsweise Parodie-Accounts künftig deutlich gekennzeichnet werden. Mit weiteren Einschränkungen ist durchaus zu rechnen – nicht zuletzt auch, weil selbst Twitter nicht über dem Gesetz steht. Auch in Zukunft wird die Plattform an regional bedingte Vorgaben und Pflichten für Onlineplattformen gebunden sein. Zusätzliche Grenzen setzt ganz schlicht der Markt: Wer auf Twitter Werbung schaltet, möchte vermutlich auch künftig nicht mit Aufrufen zur Gewalt, Nazi-Sprüchen und radikaler Hassrede in Verbindung gebracht werden. Dennoch ist die symbolische Schlagkraft des Ganzen nicht zu unterschätzen. In jedem Fall gilt nämlich: Die Diskussion um Twitter, seine ursprüngliche Methode der Inhalte-Moderation und die Grenzen der Meinungsfreiheit sind ein Zeichen für einen demokratischen Diskurs in der Krise. Insbesondere eher konservative oder rechts tendierende Kreise fühlen sich schon seit langem abgehängt, von der Debatte ausgeschlossen. Dass ihnen von einer derart im Rampenlicht stehenden Person wie Musk nun ihre gefühlte Marginalisierung attestiert wird, gleicht beinahe einem Ritterschlag. Gleichzeitig bietet sich allerdings nun die Möglichkeit, neu zu verhandeln, wie wir als Gesellschaft künftig streiten, diskutieren und uns austauschen wollen, was unsere Demokratie aushält und was überhaupt gesagt werden kann. Diese Chance sollten wir nutzen.
Der Artikel nimmt die Übernahme von Twitter durch Elon Musk zum Anlass, einige grundlegende Fragen zum Wandel des Öffentlichkeitsbegriffs anzuschneiden. Erwähnt werden das Forum Romanum und die Caféhäuser des frühen Bürgertums. Man könnte noch das griechische Areopag als erste öffentliche Plattform des frühen demokratischen Diskurses nennen. Diese Öffentlichkeiten haben einen mannigfaltigen Strukturwandel (s. Habermas) hinter sich, ein Ende ist nicht abzusehen. Angesichts der aktuellen Herausforderungen (Umgang mit offenen fake news, radikalen und militanten Positionen) wäre es einmal spannend, die historischen Vorläufer etwas näher anzuschauen, denn fake news sind keine Erfindung der Neuzeit. Es gab sie schon immer. Und immer haben sie versucht, sich Zugang zum öffentlichen Raum zu verschaffen. Wie ging man im frühen Bürgertum damit um, wie im alten Griechenland oder im klassischen Rom. Vielleicht kann man daraus ja Anregungen für die Ratlosigkeit der aktuellen Debatte gewinnen.
Sehr verehrte Autoren,
ich möchte mir einige Bemerkungen zu Ihrem Artikel erlauben. Sie schreiben in Einklang mit der aktuellen “Diversitäts-Obsession“ in der akademischen Welt davon, dass Wissen durch Twitter „nicht nur zugänglicher, sondern auch vielfältiger“ würde. Schleicht sich hier nicht ein gewisser epistemologischer Relativismus ein? Es ist klar, dass in der Definition dessen, was als „Wissen“ gilt, Machtrelationen gespiegelt werden. Aber ist ein Diskurs, in dem jeder den Anspruch darauf erheben kann, dass seine Äußerungen Wissen darstellen wirklich frei von Unterdrückung oder mündet er lediglich in einer Verwässerung des Wissensbegriffes, die diesen völlig unbrauchbar macht?
Des Weiteren vergleichen Sie Twitter mit den „Salons und Kaffeehäusern des 18. Jahrhunderts“. Dieser Vergleich geht meines Erachtens völlig fehl. Ich weiß, dass es “elitär“ ist, sage es aber trotzdem: der fundamentale Unterschied zwischen den Kaffeehäusern und Twitter ist, dass in ersteren die Elite dominiert hat, während auf Twitter der Pöbel regiert. Twitter gleicht weniger dem Forum Romanum, als der griechischen Agora, auf der sich die Sophisten, die für ihre brilliante, aber unwahre Rhetorik bekannt waren und das einfache Volk getummelt haben. Twitter steht dem in nichts nach. Es werden allerlei Parolen ausgetauscht, einige davon von geschliffener Brillianz, von denen sich das einfache Fußvolk immer und immer wieder zu wütenden Online-Mobs aufstacheln lässt – in beiden politischen Lagern. Von Wissen ist hier keine Spur. Aristoteles setzte einen Kontrapunkt zu den Sophisten, indem er zwischen Dóxa (Meinung) und Theoria unterschied. Dóxa verbreiten kann jeder, Wissen ist das Ergebnis eines systematischen Vorgehens. Davon fehlt auf dem angeblichen Forum Romanum der heutigen Zeit aber jede Spur. Die Kurzbotschaften auf Twitter laden regelrecht dazu ein, während man auf dem Klo sitzt gedankenlos in die Tasten zu hauen und den Äther mit noch mehr Dóxa zuzumüllen. Ich möchte damit nicht verneinen, dass auf Twitter *auch* Wissen verbreitet werden kann. Wohl aber möchte ich bestreiten, dass es zu Twitters hervorstechenden Merkmalen gehört, dass hier ein fundierter Austausch stattfindet. Was die epistemologische Ermächtigung marginalisierter Gruppen angeht, bin ich zögerlich. Hierzu bedürfte es einer weiteren Diskussion und weiterer Überlegungen.
In freudiger Erwartung einer Replik
EA
This is an interesting article. The recent acquisition of twitter by Musk is something that honestly worries me, I fear that people who do not deserve to be heard, will have a bigger audience (like a former american president…).
Thank you for your comment, Alessio, it is much appreciated! I sometimes wonder whether it is better for people like the individual you have in mind to be on a public forum rather than creating their own little underground where their followers slowly become more radical, far away from the public eye (as he has also done if I am not mistaken, because, of course he has). On the other hand, the question remains of whether or not they are legitimized in a way when given a public platform to spread their extremism. So, in my opinion, this particular debate is less about whether or not he can talk to an audience (since he will always find ways and already had a ton of supporters) but more about taking a stance as a society against such ideas as the ones he stands for. The paradox of tolerance that we mentioned in the article touches on this issue as well – if everything is tolerated, this very freedom may become a danger to itself…
The blurred lines between what constitutes opinion and incitement are a problem. While a distinction has to made whenever someone makes a brash socio-political statement, I think it’s up to those affected to judge whether its acceptable for a discriminatory comment to be published on a public platform.
Having said that, I think unless its some cell or organization, most of these far right leaning comments can be ignored. If someone is racist, they’re racist and no amount of blocking will fix that. So it’s up to the company to decide how to handle that. Racist people exist everywhere, even in our workplace, so idk.
HOWEVER, I think it’s a major problem for twitter, because the platform validates (checkmarks) public figures, a lot of whom have published incendiary and discriminatory sentiments towards certain demographics. And i’m not just talking about generalized political labels like „people on the left“, no, they publish discriminatory statements about ethnic groups and people of a certain gender or sexuality. That is very specific. I say „statements“, because is it really debate then if they dont actually „debate“ or even pose their statements as a question?
So, since these public figures, some of whom are politicians, are „officially recognized“ on the platform, one could argue twitter is a political forum. I suppose this new feature that allows you to buy a checkmark is an attempt to bypass that, but all it really does is make even more people a liability. At the end of the day, privately owned companies are not exempt from discrimination laws. Spreading ideologies that aim to harm, abuse and oppress people based on race, religion, sexuality and gender is not a right.
Guten Abend,
ein sehr interessanter und informativer Beitrag von dir!
Habe das mit der Twitter Übernahme durch Elon Musk nur am Rande mitbekommen
und mir nicht wirklich Gedanken darüber gemacht.
Dein Beitrag regt aber auf jeden Fall dazu an sich doch mehr darüber
Gedanken zu machen.
Viele Grüße,
Janina
Ich bin prinzipiell kein Fan von Elon Musk… vor allem seine Einstellung, wenn es um Work-Life-Balance, Menschlichkeit und Arbeiterrecht geht, sagt mir überhaupt nicht zu.
Habe die Twitter Übernahme nicht wirklich intensiv verfolgt, habe aber natürlich trotzdem einiges mitbekommen… ich bin gespannt, wie sich das Ganze weiterentwickeln wird…
Habe deinen Beitrag gerne zu diesem Thema gelesen, danke dafür!
LG,
Vici
Hallo Vici, danke für deinen Kommentar! Geht mir persönlich genauso – erst gestern habe ich seine Twitter-Umfrage dazu, ob Donald Trump zurück auf die Plattform gelassen werden soll, verfolgt… und nur mit dem Kopf geschüttelt. Es geht ihm natürlich um Aufmerksamkeit, aber gleichzeitig spielt er mit solchen Aktionen auch in die Hände all derer, die sich abgehängt und unterrepräsentiert fühlen und das ist durchaus besorgniserregend, wie ich finde. Gleichzeitig ist das Problem aber auch größer als Musk, denn die Reaktion dieser gefühlt Unterrepräsentierten zeigt ja auch, dass sie schon länger das Vertrauen in reguläre Institutionen der Demokratie verloren haben… er gießt dann noch zusätzlich Öl ins Feuer, habe ich das Gefühl. Seine Business-Einstellungen fand ich im Übrigen auch noch nie gut und allein darüber, ob eine Einzelperson, die kein demokratisch legitimierter politischer Akteur ist, überhaupt so viel Geld und Macht haben sollte, kann man streiten…
Liebe Grüße,
Helen
Seit Musk hier bei uns in Brandenburg ganz viel Wald roden wollte, um sein Tesla-Werk aufzubauen, bin ich nicht (mehr) sehr angetan von ihm! Und von der Twitter-Übernahme halte ich auch nicht viel! Ich bin zwar kein Nutzer, weil ich nie wirklich warm mit der Plattform wurde, aber es scheint ja schon in den ersten Tagen etwas aus den Rudern gelaufen zu sein! Bin gespannt, was man demnächst in den Medien darüber lesen wird!
Liebe Grüße
Jana
Hallo Helen,
ich bin sehr gespannt, wo die Twitterreise hingehen wird.
Meinen Account dort habe ich schon sehr lange und war immer gerne dort. Doch wenn das so weitergeht…
Es ist einfach nicht gut, wenn eine Person durch soviel Geld diese Macht nutzt.
Traurig, was gerade alles passiert.
Viele Grüße, katja
Hey,
Puh, musste bei dem Artikel echt ein paar Mal durchatmen. Ich bin nicht nur sehr aktive Twitter-Userin, sondern auch Journalistin, habe also beruflich auch viel mit Meinungs- und Pressefreiheit zu tun. So schwammig, wie hier dargestellt, sind die Grenzen zwischen Rassismus/Homophobie/Extremismus/Sexismus und Meinung und auch zwischen Fake News und Meinung nicht. Es ist in den meisten Fällen sehr eindeutig durch die Wissenschaft belegbar und deshalb bin ich auch dafür, dass die Grenzen hier streng eingehalten werden.
Ich persönlich sehe es sehr kritisch, was seit Elon Musks Übernahme mit der Plattform passiert. Hate Speech und Fake News waren so lange ein Problem und sind auf vielen Plattformen immer noch ein großes Problem, v.a. weil Meldungen durch Algorhythmen und Computerprogramme geprüft werden und so enorm viel durchs Raster fällt. Was ist ein soziales Netzwerk, in dem unsoziale Gedanken verbreitet werden?
Liebe Grüße, Miriam von Nordkap nach Südkap
Hallo Miriam, vielen Dank für deinen Kommentar und deine detaillierte Auseinandersetzung mit der Thematik! Du hast natürlich Recht, Hass und Hetze können etwa qua legislativer Definition klar abgrenzbar gefasst werden. Dank unserer Demokratie können wir durch neue Gesetze auch auf Herausforderungen reagieren, der Rechtsstaat setzt diese auch durch. Gesellschaftliche Pänomene, Du nennst etwa allgemein Rassismus, sind in ihren vielfältigen Formen allerdings nicht immer klar messbar/fassbar. Kann man strukturellen Rassismus noch sehr gut nachvollziehen, gibt es innerhalb eines diskursiven Verhandlungsprozesses über die Frage, wo (rassistische) Gewalt in der Sprache beginnt, nicht eine sichere Antwort, die „Wahres“ vom „Unwahren“ scheiden kann. So stößt man ja teils schon innerhalb betroffener Communities auf Uneinigkeit darüber, ob eine bestimmte Frage oder Aussage schon rassistisch oder womöglich nur naiv, oder gar vollkommen unproblematisch ist. Ein für mich als Arabistin super interessantes Beispiel ist zum Beispiel die Literatur der Algerierin Assia Djebar; in ihren auf Französisch geschriebenen Romanen kritisiert sie sowohl die französische Kolonialmacht für deren gewaltsame Unterdrückung der Algerier, als auch die patriarchalische algerische Gesellschaft, die direkt nach dem Unabhängigkeitskrieg den daran stark beteiligten Frauen keine im Vergleich zur präkolonialen Zeit erweiterten Freiheitsrechte einräumen wollte. Ihr Verhältnis zur französischen Sprache ist daher komplex – einerseits ist es die Sprache des Kolonialherrn, andererseits erklärt Djebar immer wieder, dass sie über das Französische Zugang zu Freiheiten hatte, die ihr das Arabische nicht bieten konnte. Noch heute wird Französisch in Algerien entweder als ‘Kriegstrophäe’ wahrgenommen, die sich die Algerier in einem Akt der Subversion kolonialer Machtmittel zu eigen gemacht haben, oder als Zeichen kolonialer Unterdrückung, das den Algeriern weiterhin sie marginalisierende Strukturen aufoktroyiert und ewig abhängig von Frankreich macht. In diesem Diskurs werfen sich oft beide Parteien gegenseitig Rassismus/Diskriminierung vor – die einen sehen frankophone Algerier als ‘dressierte Affen’ der ehemaligen Kolonialmacht, die Selbsthass verinnerlicht haben, die anderen sehen in den Frankophonie-Kritikern die ewig gestrigen, die Veränderung nicht zulassen und die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung durch erzkonservative regionale Autoritäten ermöglichen. Assia Djebar selbst wurde oft ebenfalls als Rassistin rezipiert: Insbesondere ihre Wahrnehmung, dass die arabische Sprache für sie als algerische Frau teils einen unfreieren Raum darstellt als die französische, wird oft als anti-algerisch und anti-arabisch interpretiert – obwohl ihre Literatur tatsächlich explizit anti-kolonial ist und sich lediglich für eine zusätzliche – weibliche – Perspektive auf die algerische Geschichte einsetzt.
Welche Regeln Soziale Medien bezüglich der Problematik aufstellen, welche Grenzen sie unterhalb legaler Anforderungen stellen, ist also durchaus weiterhin diskursiv verhandelbar. Sicher ist also natürlich, dass es zwar durchaus jene gibt, die gerne einfach niemals ihre eigenen Vorurteile überdenken und womöglich durch rassistische Beleidigung anderen schaden wollen, aber es gibt auch durchaus Nuancen innerhalb des Diskurses zur Problematik, die man nicht einfach ignorieren kann. Deine Sorge ist natürlich dennoch berechtigt und auch die symbolische Schlagkraft des Twitter-Kaufs für konservativere Kreise im Besonderen ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Auch scheinbare, bisher zaghafte Bestrebungen Musks, alternative Demokratieräume zu bilden (zb über Umfragen zu Trumps Rückkehr), welche die offiziellen staatlich legitimierten Strukturen unterlaufen wollen, sind durchaus besorgniserregend und könnten die ohnehin bereits bestehende Spaltung unserer Gesellschaft weiter verstärken.
I think Herr Tewalt’s article is an excellent „food“ for thought. Briefly provides all the main information on what has happened in recent days to one of the most important messaging platforms. Furthermore, in my opinion, it would invites readers to further reflections without dwelling on the first breaking news on the subject. Finally, in my opinion, it is always difficult to write on certain topics when the platform is experiencing a moment of change. So I really appreciated the writer’s style. I hope to read some updates on the topic soon.
Hi Antonio, thank you so much for your comment! We are happy you found our article helpful and thought provoking! It is indeed an important, multifaceted topic that keeps evolving at the moment. We may write a follow up soon!